Geographie
Äquatorialguinea bedeckt eine Fläche von insgesamt 28.051 km² und ist damit etwas kleiner als Brandenburg. Davon entfallen rund 26.000 km² auf den Festlandsteil Mbini. Zudem gehören verschiedene Inseln zum Staatsgebiet, die größte davon ist mit 2.017 km² Bioko, das bis 1973 unter den Namen Santa Isabel und Fernando Poo bekannt war und dann eine Zeit lang Macias Nguema Byogo (nach dem damaligen Präsidenten Francisco Macías Nguema) hieß. Auf Bioko liegt auch Malabo, die Hauptstadt des Landes.
Die Insel beherbergt etwa 20 Prozent der Bevölkerung des Landes. Rund 300 km südwestlich von Mbini liegt die Insel Annobón. Bioko und Annobón entstanden durch einen vulkanischen Hot-Spot, der auch die Inseln São Tomé und Príncipe sowie den Kamerunberg hervorbrachte. Auch die Inseln Corisco, Elobey Grande und Elobey Chico gehören zu Äquatorialguinea. Das Land wird von feuchtheißem tropischen Regenwaldklima dominiert.
Bevölkerung
- Religion: Katholiken (80%), Anhänger von Naturreligionen, Protestanten
- Ethnien: Fang (80%), Bubi (20%, vor allem auf Bioko)
- Sprachen: Amtssprachen Spanisch (einziges spanischsprachiges Land Afrikas), daneben Bantu-Sprachen Fang und Bubi
Das Bevölkerungswachstum beträgt zur Zeit 2,6%.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Äquatorialguineas
Um 1500 nahm Portugal das heutige Äquatorialguinea unter dem Namen Fernando Poo in Besitz. 1778 trat Portugal die Kolonie an Spanien ab, wodurch sie zu Spaniens einziger Kolonie im Subsaharischen Afrika wurde. Im 19. Jahrhundert errichtete Spanien eine Plantagenwirtschaft auf der Insel Bioko, aber erst ab 1926 begann Spanien mit der Kolonisierung der Region Rio Muni. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts bildeten Mbini mit den Inseln Bioko und Pagalu die spanische Kolonie „Territorios Españoles del Golfo de Guinea“. Im Ersten Weltkrieg trat 1916 die deutsche Schutztruppe aus Kamerun ins festländische - neutrale - Rio Muni über und ließ sich dort internieren.
Die Kolonie erlangte 1963 als Äquatorialguinea innere Autonomie. Unabhängig wurde es am 12. Oktober 1968. Drei Wochen vor der Unabhängigkeit wurde Macías Nguema zum Präsidenten gewählt, der daraufhin eine der "blutigsten Diktaturen Afrikas" errichtete [1]. Im Frühjahr 1969 gab es Unruhen, die zur Aufhebung der Verfassung führten und Staatspräsident Francisco Macías Nguema die Errichtung eines Terrorregimes ermöglichten. Zehntausende von Regimegegnern wurden hingerichtet, ein Drittel der Bevölkerung floh ins Aulsand. Am 4. August 1973 wurde eine neue Verfassung in Kraft gesetzt, die die beiden bisher autonomen Provinzen Fernando Póo und Rio Muni zu einem Einheitsstaat machte.
Im August 1979 wurde Macías Nguema von Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, einem Neffen und Kommandanten der Nationalgarde, gestürzt und hingerichtet. Anschliessend übernahm ein von Obiang geleiteter Oberster Militärrat die Macht. Unter Obiang verbesserten sich die Beziehungen zum Ausland, jedoch regierte er weiterhin diktatorisch [1].
Politik
Innenpolitik
Nominell ist Äquatorialguinea eine parlamentarische Demokratie, tatsächlich dominiert jedoch der Präsident das Land auf allen Entscheidungsebenen. Die Bevölkerungsgruppe der Fang dominiert die Politik des Landes. Staatspräsident Teodoro Obiang Nguema Mbasogo trat sein Amt nach einem Staatsstreich am 3. August 1979 an. 1987 gründete Obiangdie Staatspartei Partido Democrático de Guinea Ecuatorial (PDGE), die bei den Parlamentswahlen 1988 mit 99,2% der Stimmen gewann. Auch 1996 wurde er durch vermutlich manipulierte Wahlen mit einem Ergebnis von 99 Prozent im Amt bestätigt. Das Parlament Äquatorialguineas trägt die Bezeichnung Cámara de Representantes del Pueblo (Volksvertreterkammer). Es verfügt über eine Kammer mit 80 Sitzen und wird für fünf Jahre gewählt. Das Parteiensystem wird von der Regierungspartei Partido Democrático de Guinea Ecuatorial (PDGE) dominiert.
Bis 1991 war sie als Einheitspartei die einzige politische Partei des Landes. Inzwischen existieren rund 20 Oppositionsparteien, einige davon sind jedoch lediglich Ableger der PDGE. Wichtigste Oppositionspartei sind CPDS und Unión Popular. Letztere ist seit ihrer Spaltung 1999 deutlich geschwächt. Damals hatte lediglich ein UP-Abgeordneter die Parlamentswahl anerkannt. Die übrigen warfen der Regierung massive Wahlmanipulationen vor. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam auch die EU-Verwaltung. Es existieren weitere kleinere Parteien, zum Teil im spanischen Exil. Eingie der Oppositionsparteien haben sich zu Bündnissen zusammengeschlossen. Bei den Kommunalwahlen 2000 boykottierten einige der Oppositionsparteien die Wahl. Die PDGE gewann die Wahlen mit 96% und kontrolliert damit alle 30 Gemeinderäte.
Wahlen der jüngsten Vergangenheit: Parlamentswahlen am 7. März 1999, Wiederwahl Obiangs am 15. Dezember 2002 auf sieben Jahre mit 99,5 Prozent. (In einigen Wahllokalen soll Obiang bis zu 103% der Stimmen erhalten haben).
Die 1991 eingeführte Verfassung gewährt dem auf sieben Jahre gewählten Präsidenten weitgehende exekutive Befugnisse, so ernennt er den Premierminister und die obersten Richter. Die Legislative liegt bei der Volksvertreterkammer.
Die Streitkräfte umfassen schätzungsweise 2500 Mann und werden durch paramilitärische Einheiten in unbekannter Größe ergänzt.
Außenpolitik
Die Außenpolitik konzentriert sich auf gute Beziehungen mit den Nachbarstaaten. Grenzstreitigkeiten mit Nigeria wurden im Herbst 2000 beigelegt. In jüngster Vergangenheit haben sich die Beziehungen zu den Nachbarstaaten spürbar verschlechtert. Der Grund ist die Ausweisung zahlreicher Staatsbürger aus der Region nach einem Putschversuch im Jahr 2004. Das Verhältnis zur früheren Kolonialmacht Spanien ist belastet, weil das Land zahlreiche Oppositionelle aufgenommen hat. Spanien beherbergt schätzungsweise 40.000 Äquatorialguineer. In Europa ist Frankreich der wichtigste Partner des Landes. Frankreich und Spanien sind die einzigen europäischen Länder mit Botschaften in Äquatorialguinea.
Die EU als Ganzes und ihre Mitgliedsstaaten halten sich mit ihrem Engagement im Land zurück, unter anderem, weil sie von der Regierung mehr Demokratisierung und die Achtung der Menschenrechte fordern. Nach Angaben der Bundesregierung sind zurzeit (2004) einige technische Berater aus der EU im Land. Außerdem engagierte sich die Union bei der Instandsetzung der Wasserversorgung in Malabo und fördere Kleinbauern beim Kakaoanbau. Die USA haben aufgrund der Ölfunde ihre Beziehungen zu Äquatorialguinea intensiviert und 2003 eine Botschaft in Malabo eröffnet. Die einst guten Beziehungen zu den ehemaligen und heute noch sozialistischen Staaten sind abgekühlt. Lediglich die Volksrepublik China und Nordkorea verfügen über Botschaften in Äquatorialguinea. Die zuständige deutsche Botschaft befindet sich in Jaunde, Kamerun.
Menschenrechtslage
Die Menschenrechtslage in Äquatorialguinea stößt immer wieder auf Kritik. 2002 kam es in einem Schauprozess gegen angebliche Putschisten zu Folterungen. Gewerkschaften existieren nicht in Äquatorialguinea. Radio und Fernsehen befinden sich im Regierungsbesitz. Die Zeitungen „La Gaceta“, „La Opinión“ und „La Verdad“ erscheinen unregelmäßig. Die einzige Menschenrechtsorganisation des Landes wird von der Regierung kontrolliert [1].
Bildungspolitik
Bildungspolitik: Die Alphabetisierungsrate liegt in Äquatorialguinea mit 80 Prozent für die Region vergleichsweise hoch. Ein öffentliches Schulsystem existiert jedoch faktisch nicht. Kirchliche Missionen tragen die Mehrheit der Schulen des Landes. Allerdings existiert seit einigen Jahren eine Universität in Malabo. In Malabo und Bata existiert jeweils ein französisches und ein spanisches Kulturzentrum.
Verwaltungsgliederung
Provinzen Äquatorialguineas
Verwaltungstechnisch gliedert sich der Staat in die Provinzen Mbini und Bioko, die wiederum mehrere Distrikte umfassen. Der Staat gliedert sich in sieben Provinzen:
Nr. |
Name |
Hauptstadt |
1 |
Annobón |
Palé |
2 |
Bioko Norte |
Malabo |
3 |
Bioko Sur |
Luba |
4 |
Centro Sur |
Evinayong |
5 |
Kié-Ntem |
Ebebiyín |
6 |
Litoral |
Bata |
7 |
Wele-Nzas |
Mongomo |
|
Wirtschaft
Seit 1991 vor der Küste Biokos und vor dem Festland große Erdöl-Lagerstätten entdeckt und von internationalen Ölfirmen ausgebeutet wurden, ist die Wirtschaft rasant gewachsen. Von 1998 bis 2002 wuchs das Bruttoinlandsprodukt jährlich im Durchschnitt um 24 Prozent. Heute (2004) macht die Ölwirtschaft rund 90% des Bruttoinlandsprodukts aus. Möglich wurde diese Entwicklung erst durch den Abschluss neuer Förderverträge, nachdem die Verträge der ersten Generation die äquatorialguineische Seite stark benachteiligt hatten. Ende 2001 betrug die Tagesförderung rund 250.000 Barrel, bis 2005 soll sie auf 500.000 Barrel steigen. Das Land wäre dann nach Nigeria und Angola der drittgrößte Ölproduzent südlich der Sahara. Ebenfalls 2001 begann die Ausbeutung der Erdgasvorkommen des Landes. Allerdings sind die Einrichtungen der Ölgesellschaften weitgehend vom Umland abgeschirmt. Der einheimische Arbeitsmarkt und die äquatorialguineische Privatwirtschaft profitieren kaum von den Niederlassungen, da selbst die Versorgung hauptsächlich von ausländischen Firmen sichergestellt wird.
Die Einnahmen aus der Ölförderung reichen nach Angaben der Bundesregierung aus, um den Staatshaushalt einen Überschuss erwirtschaften zu lassen und Äquatorialguinea von finanzieller Entwicklungshilfe unabhängig zu machen. Im Jahr 2002 führte das Land Waren im Wert von rund 2,2 Milliarden US-Dollar aus, davon 95 Prozent Erdöl. Hauptabnehmer waren die USA (28%), Spanien (25%) und China (17%). Die Einfuhren beliefen sich 2002 auf 1,1 Milliarden US-Dollar. Wichtigste Importeure waren Jugoslawien (29%), Großbritannien (16%) und die USA (15%). Die deutschen Ausfuhren in das Land betrugen 2004 rund 4,1 Millionen Euro (2003: 6,9), die deutschen Einfuhren aus Äquatorialguinea rund 6,6 Millionen Euro (2003:3,5).
Neben dem Erdöl sind der Export von tropischen Hölzern (1999: rund 750.000 Kubikmeter) und von Kakao die wichtigsten Wirtschaftszweige, deren Umsatz allerdings bereits seit Jahren schwindet. Die Kakaoproduktion auf Bioko stagniert bei 5.000 t pro Jahr, beschäftigt aber noch die meisten Arbeiter. Der Holzexport von Rio Muni erbrachte zwischen 1996 und 1999 ca. 10 % der Exporterlöse. Darüber hinaus werden Landwirtschaft und Fischerei zur Selbstversorgung betrieben. Da die Infrastruktur in einem schlechten Zustand ist, sind die Städte des Landes dennoch von Nahrungsmittelimporten aus den Nachbarländern abhängig. Es existiert lediglich eine feste Flugverbindung zwischen Bata und Malabo. Malabo wird von mehreren europäischen Fluggesellschaften angeflogen. Das Straßennetz ist in einem schlechten Zustand und umfasst rund 1300 Kilometer, davon rund zwei Drittel Erdpisten.
Die Auslandsverschuldung Äquatorialguineas betrug 2003 rund 222 Millionen US-Dollar. Für 1999 wurden sie auf 47% des Bruttoinlandsproduktes BIP geschätzt .
Äquatorialguinea ist seit 1985 Mitglied der CFA-Franc-Zone. Der Internationale Währungsfond gewährte in den Jahren 1988 und 1993 dreijährige Strukturanpassungskredite, die 1995 wegen Nichteinhaltung der Vorgaben suspendiert wurden.
Kultur
Der Nationalfeiertag ist am 12. Oktober.
- Sonstige Gesetzliche Feiertage:
25. Mai Afrika-Tag
5. Juni Präsidententag
3. Aug. Befreiungstag
15. Aug. Tag der Verfassung
10. Dez. Tag der Menschenrechte
Äquatorialguinea ist das einzige spanischsprachige Land Afrikas.
Sport
Eric Moussambani ist ein Schwimmer, der bei den Olympischen Sommerspielen 2000 für Begeisterung gesorgt hat.
Literatur
Volltanken in Malabo, Der Spiegel (35/2006) 28.8.2006